Landespsychologentag am 30.06.2012 im Internationalen Begegnungszentrum in MünchenDer Landespsychologentag 2012 der Landesgruppe Bayern fand am 30.06.2012 in München statt. Das Thema lautete „Genug gelernt?“. In fünf Vorträgen wurde die Thematik vor etwa 50 Teilnehmern aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. 1. Dr. Heinz Krombholz: Kinder mit umschriebenen Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen sind in ihrer motorischen Gesamtentwicklung verlangsamt, ohne dass medizinische Krankheitsfaktoren, Beeinträchtigungen der Sinnesorgane oder kognitive Beeinträchtigungen vorliegen. Die Störung, welche sich in der frühen Kindheit manifestiert, kennzeichnet sich durch ein nicht altersgemäßes Bewegungsverhalten mit verspäteter und verlangsamter Entwicklung, wobei alle oder einzelne Teilleistungen betroffen sein können. Die Prävalenzrate von Kindern im Vorschulalter liegt bei 5-6%. Die Störung kann kombiniert mit Sprachstörungen und Wahrnehmungsstörungen sowie Aufmerksamkeitsstörungen auftreten. Als Bedingungsmodelle der Störung werden neben Entwicklungsmodellen auch sensorische Modelle (gestörter Input), Verarbeitungsmodelle (gestörte innere Verarbeitung) und Lernmodelle (Störung aufgrund ungünstiger Lernvoraussetzungen) diskutiert. 2. Prof. Dr. Manfred Prenzel: Die PISA- Studien der OECD dienen einem internationalen Leistungsvergleich von Schülern, der sich auf die drei Bereiche Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften bezieht. Deutschland liegt 2009 im Bereich „Lesen“ nahe dem OECD-Mittelwert, in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften sogar signifikant über dem OECD-Durchschnitt. Dennoch ergaben sich aus vertiefenden Analysen der Befunde bedeutende Mängel bezüglich der Wirksamkeit des Unterrichts in deutschen Schulen. Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung mathematisch-naturwissenschaftlicher Kompetenzen im Verlauf eines Schuljahres (9./10. Klasse) zeigen, dass bei 42% der Schüler kein bedeutsamer Kompetenzzuwachs beobachtet wurde. Weitere Schwachstellen finden sich in der Zielorientierung des Unterrichts und der Lernbegleitung der Schüler sowie in der Fehlerkultur und in der Einbindung von Experimenten. Darüber hinaus wird beobachtet, dass bei den Schülerinnen und Schülern kein ernsthaftes Interesse für die entsprechenden Fächer geweckt wird. Z.B. zeigte sich, dass das Interesse von Schülern am Physikunterricht über das Jahr hinweg deutlich abnimmt. 50% der Schüler, die gute Leistungen in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern erzielen, können sich trotzdem nicht vorstellen in der Zukunft ein Studium in diesem Fach zu wählen. 3. Dr. Gislinde Bovet: Seit 2006 vergeben die Robert Bosch-Stiftung und die Heidehof-Stiftung jährlich den Deutschen Schulpreis an hervorragende Schulen mit richtungsweisenden pädagogischen Leistungen. Der Sieger erhält 100.000 € Preisgeld, weitere fünf Schulen gewinnen jeweils 25.000 €. Die Beurteilung stützt sich hierbei auf folgende sechs Qualitätskriterien:
4. Dr. Ruth Hölken, Martina Petri, Holger Simonszent, Helmut Wexler: Lernstörungen können durch ungeeignete oder mangelhafte Lernaktivität bedingt sein, durch negative Auswirkungen des sozioökonomischen Kontextes, oder durch Defizite in der Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung. Im Vortrag wurden anhand verschiedener Fallbeispiele mögliche Interventionen aufgezeigt. Neben dem eigentlichen Symptomtraining muss die Arbeit an den kognitiven Basisfertigkeiten und der psychischen Befindlichkeit (u.a. Aufarbeiten von Misserfolgserwartungen) Bestandteil der Therapie sein. Darüber hinaus ist der Einbezug des sozialen Umfelds (v.a. von Eltern und Lehrer) sowie die Vermittlung von Struktur im Alltag und in der Arbeit von großer Bedeutung. Ein zentrales Problem im schulischen Kontext stellt jedoch noch häufig der fehlende Nachteilsausgleich für die betroffenen Schüler dar. 5. Prof. Daniel Zimprich: Lernen setzt sich aus den drei Phasen „Akquisition“ (Lernen), „Retention“ (Behalten) und „Reproduktion“ (Wiedergeben) zusammen. Die Reproduktionsleistung kann durch verschiedene Strategien gesteigert werden. Studien ergaben, dass ältere Menschen hierbei überproportional von Hinweisreizen profitieren. Diese Befunde lassen darauf schließen, dass Gedächtnisprobleme im Alter also weniger auf Einspeicher- sondern vielmehr auf Abrufprobleme zurückzuführen sind. Ein häufiges Problem älterer Leute besteht jedoch darin, die entsprechenden Hinweisreize angemessen abzuleiten und zu nutzen. Weitere Ergebnisse zeigen, dass sich die Gedächtnisleistung auch noch im Alter durch entsprechende Strategien schnell steigern lässt. Gleichzeitig ist diese Steigerung jedoch nicht unbegrenzt möglich und das Verhältnis von Aufwand und Ertrag wird mit dem Alter immer ungünstiger. |
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